Da die Nacht ziemlich laut und mückenbelastet war, beschlossen wir weiterzufahren. Nach einem schönen Frühstück in einer Sandwicheria fuhren wir in die Conchas de Cafayate. Wir hatten erst überlegt, ob wir uns wirklich schon wieder bunte Felsformationen angucken wollen, haben es dann aber nicht bereut. Diese waren wirklich besonders spektakulär, besonders das „Amphitheater“, wo man durch einen schmalen Gang in einen Felsenkessel mit 80 m hohen Felswänden kam. Ein Mann machte noch Musik mit Panflöte und Gitarre, was in der Akkustik besonders schön war. Dazu kamen noch viele Papageien, was Anne ja immer besonders erfreut.
Danach sind wir zu den Ruinen von Quilmes gefahren.
Exkurs „Die Ruinen von Quilmes“: Die Ruinien von Quilmes in der Provinz Tucumán sind eine der größten archäologischen Stätten Argentiniens und ein heiliger Ort der indigenen Volksgruppe, nach der er benannt ist. Eine große historische Symbolkraft rührt daher, dass die spanischen Eroberer diese letzte Bastion des Widerstands erst 130 Jahre nach ihrem Eindringen in den Nordwesten des heutigen Argentinien (1535) besiegen konnten.
Erst 1667 wurden die Quilmes von den Spaniern dadurch besiegt, dass diese einfach die Felder anzündeten und die Indios so lange hungern ließen, bis der Stamm schließlich aufgeben musste. Außerdem waren die Eroberer inzwischen in der Überzahl und hatten moderne Waffen. Nur wenigen Indios gelang die Flucht, rund 2.000 wurden gefangen genommen und in einem Gewaltmarsch über 1.200 Kilometer in die heutige Stadt Quilmers nahe Buenos Aires deportiert und dort zu Zwangsarbeit gezwungen. Unterwegs starben viele durch die Strapazen. Der Rest war entwurzelt ging an den Krankheiten der Spanier zugrunde. Eine kleine Gruppe wurde in die Nähe nach Tucumán gebracht, um dort auf einem Landgut zu arbeiten, diese mussten ihre Identität jedoch verbergen.
Die Siedlung am Fuße und an den Hängen des 2300 m hohen Alto del Rey wurde wahrscheinlich im 10. Jahrhundert gegründet. Der Boden war fruchtbar, es gab ausreichend Wasser und von der strategisch günstigen Position aus konnte ein zentraler Abschnitt der Handelsrouten durch das Tal des Flusses Santa María kontrolliert werden. Durch Festungsanlagen und Schutzmauern ließ sich das obere Stadtviertel bei Konflikten mit Nachbarn gut verteidigen. Aber auch die Quilmes mussten sich dem Inka-Reich unterwerfen, als es im 15. Jahrhundert weit nach Süden expandierte, konnten aber ihre eigene Identität trotzdem bewahren.
Die Quilmes hatten einen hohen Grad an sozialer und wirtschaftlicher Organisation erreicht. So legten sie mit Mauern (pircas) befestigte Terrassenfelder an, die sie über Gräben und Kanäle bewässerten. Dafür stauten sie Bergbäche und Flüsse mit Dämmen auf, von denen der größte 17 Meter lang war. Insgesamt gab es in der Stadt ein Wasserversorgungssystem von 100 Kilometer Länge. Außerdem betrieben sie Viehzucht, weideten Tiere, jagten Wild und unterhielten weitreichende Austauschbeziehungen. Die Quilmes lebten von Mais, Quinoa, Kartoffeln, Bohnen und Paprika. Dazu hielten sie Herden von Lamas, von denen sie Fleisch, Milch und Wolle bekamen. Neben Keramik für den Alltagsgebrauch fertigten sie größere Begräbnisurnen an, und von ihren Kenntnissen der Metallurgie zeugen Schmuckobjekte aus Bronze.
Heute ist noch der auf 1850 m Höhe gelegene Bereich zu besichtigen sowie der obere, der sich den Hang hinaufzieht, flankiert von zwei Festungsanlagen, den Pukarás, von denen aus man einen weiten Blick über die Siedlung und das Tal bis hin zum Fluss Santa María hat. In der Blütezeit könnten hier etwa 4000 Menschen und mindestens ebenso viele in kleineren Ansiedlungen in der Umgebung gelebt haben.
An den rekonstruierten Grundmauern ist die verschachtelte Struktur mit eng aneinander grenzenden Bauten an Wegen, Terrassen und Plätzen zu erkennen. Man nimmt an, dass die quadratischen und rechteckigen Räume vor allem Wohnzwecken dienten und die teils runden Anbauten Lagerräume waren. Die Mauern sind so dick, weil sie aus einer äußeren Hülle aufgeschichteter Steine oder Platten bestehen und der Raum dazwischen mit Kieseln und Erde aufgefüllt und verfestigt wurde.
Nach langjährigen juristischen Verfahren und Auseinandersetzungen, um das ihnen 1716 durch eine Cédula Real (Königliche Charta) verbriefte eigene Territorium zurückzuerlangen, besetzten die Nachfahren der Gründer die archäologische Stätte 2008 und benannten sie in Ciudad Sagrada de Quilmes (Heilige Stadt der Quilmes) um. Diese Umbenennung soll auch darauf verweisen, dass es sich nicht um Ruinen eines ausgestorbenen Volkes handelt, „sondern um einen Raum der Kontinuität zwischen den Vorfahren und den Lebenden“ sowie den „Beweis für eine frühere Existenz, um die gegenwärtigen Rechte auf das Gebiet und die eigene Geschichte politisch zu vertreten.“
Wir haben das Musuem besichtigt, wo es einen beeindruckenden Film – sogar mit englischen Untertiteln – gab und streiften durch die Anlage. Auf einmal sahen wir einen Condor (auf den Steffen ja immer wartet und unverdrossen versucht ihn durch „El Condor pasa“ herbeizusingen), der direkt auf einer der Festungsanlagen gelandet ist. Wir gingen schnell noch einmal hinauf und tatsächlich saß der große Condor dort noch, keine 10 m entfernt. Als er uns sah flog er leider auf, aber auch das sah toll aus.
Inzwischen war es ganz schön spät geworden und wir beschlossen nur ins 15 km entfernte Santa Maria zu fahren, wo es einen schönen Campingplatz geben sollte.
Auf einmal ließ sich Chingi nur noch schwer bis gar nicht kuppeln und ging ständig aus. Mit Ach und Krach erreichten wir eine Werkstatt in Santa Maria. Der erste Mechaniker war mal wieder nicht zuständig, der zweite meinte das Ganze läge nur an der in Bolivien improvisierten Feder. Die Originalfeder gebe es aber nur in der Bezirkshauptstadt Tucuman (3 1/2 Stunden entfernt), da sollten wir morgen hinfahren. Leider schafften wir nur mit vielen Anläufen überhaupt die 2 km bis zum Campingplatz, Chingi fuhr immer nur ein paar Meter, bevor er wieder ausging. Die Leute auf dem Campingplatz waren zum Glück mal wieder sehr nett und versprachen morgen früh gleich mit uns zu erinem anderen Mechaniker zu fahren.
Wir kochten noch ein spätes Abendessen auf dem wirklich schönen Platz und gingen dann doch etwas besorgt ins Bett. Chingi ist hier einfach alles: Transportmittel, Bett, Zuhause, Kühlschrank, Küche….ohne ihn ist die Reisegruppe ganz schön aufgeschmissen!



















