Heute morgen war die See deutlich ruhiger und es war viel kälter. Viel schneller als geplant haben wir die Drakepassage hinter uns gelassen. Das lag daran, dass zum einen der Kapitän Vollgas gegeben hat, um einem aufkommenden Sturm zu entgehen (argghh) und wir außerdem dadurch noch starken Rückenwind hatten. So landeten wir statt morgen früh schon heute mittags auf den South-Shetland-Inseln in der Halfmoon-Bay an.
Nach dem Frühstück gab es im Audiotorium eine Umweltschutz-Einweisung. Die Antarktis wird seit 1959 international verwaltet und steht unter sehr strengen Auflagen, um diesen einzigartigen Lebensraum zu erhalten. Wie oben beschrieben, wird strikt darauf geachtet, dass nichts in die Antarktis eingeschleppt wird. Deshalb wurden heute sämtliche Sachen kontrolliert und ggfs. gereinigt. Anschließend mussten wir in den Mud-Room gehen, wo wir Schuhe, Parka und Rettungsweste anprobieren mussten.
Beim Lunch sahen wir draußen die ersten Eisberge vorbei schwimmen, auch hörte es auf zu schneien und die Sonne kam raus. Wir gingen dann um 14.00 Uhr in der Halfmoon-Bay vor Anker.
Jetzt ging alles äußerst organisiert vonstatten. Alle Passagiere wurden in sechs Gruppen eingeteilt, wir sind in Gruppe D. Die Gruppen wurden in einem Abstand von 15 Minuten aufgerufen. Dann musste man runter in den Mud-Room gehen, wo unsere Sachen in unserem Schrank hängen, uns anziehen, zum Ausstieg registrieren lassen, durch die Schuhreinigungsanlage gehen und immer 10 Personen in ein Zodiac einsteigen. Äußerst aufregend!
Nach einer kurzen Fahrt mit dem Zodiac gingen wir in der Halfmoon-Bay an Land. Dort war mit Hilfe von Bojen eine Route abgesteckt, auf der man sich bewegen darf (wegen des Mindestabstandes zu allen Tieren). Wir bekamen eine Stunde Zeit und liefen los. Überall liefen Pinguine umher und Robben lagen faul an Land. Bei den Pinguinen handelt es sich um Chinstrip-Pinguine und sie sehen zum Teil etwas gerupft aus, weil gerade alle Pinguine in der Mauser sind, um ihr Federkleid winterfest zu machen. Wir konnten sie ganz aus der Nähe bei allen möglichen Aktivitäten beobachten.
Außerdem hatte man einen fantastischen Blick auf verschiedene Gletscher rund herum. Über uns segelten Albatrosse und Riesenpetrelle, einfach unbeschreiblich schön!
Die Stunde verging leider wie im Flug und wir fuhren zum Boot zurück. Dort gingen wir erstmal in die Sauna, unglaublich, mit direktem Blick auf die Gletscher.
Im Anschluss fand das tägliche abendliche Briefing im Auditorium statt. Hier wird einerseits der Tag noch mal reflektiert und es gab kurze Vorträge zu den unterschiedlichen Tieren und Phänomenen, die wir heute gesehen haben. Zum anderen wird vorgestellt, wie die Route weitergeht (das wird jeden Tag spontan nach Wetterlage entschieden) und wie die Planung für den nächsten Tag aussieht.
Beim Dinner haben wir uns lange mit einem Pärchen aus Ushuaia unterhalten. Als sich dann auch noch herausstellte, dass Ernesto auch Richter ist, hatten Steffen und er sich viel zu erzählen. Die unterschiedlichen Rechtssysteme sind sehr interessant. Schade, dass wir hinterher keine Zeit mehr haben. Ernesto hat Steffen gleich eingeladen ihn mit ins Gericht zu nehmen, das wäre interessant gewesen, er ist am obersten Gerichtshof von Feuerland.
Beim anschließenden Abend in Lounge schenkte Ernesto Steffen noch eine Ausgabe eines von ihm verfassten Buches, Sehr süß, aber auch witzig, dass er das bei einer Antarktis-Expedition dabei hat…
Überhaupt ist die Stimmung an Bord total gut, irgendwie sehr amerikanisch im positiven Sinne. Alle sind locker, witzig und quatschen miteinander. Wir hatten ja vorher ein bisschen Angst, dass es etwas steif werden und wir uns unwohl fühlen könnten, aber das Gegenteil ist der Fall. Man kommt mit echt vielen Leuten aus aller Welt (es sind zwar die meisten Amerikaner oder Canadier, aber nicht nur) nett ins Gespräch, wirklich viele interessieren sich für unsere Südamerika- Reise.
Diese Antarktistour ist wirklich völlig irreal, man ist irgendwie aus Zeit und Raum gefallen, sowohl von der Landschaft her, als auch von dem, wie es auf dem Schiff ist, ein bisschen wie auf einem Raumschiff auf einem anderen Planeten. Obwohl wir hier in Südamerika sind und uns knapp 5 Monate mehr oder weniger erfolgreich mit Spanisch durchgeschlagen haben, sind wir hier plötzlich wie in Amerika und alles ist auf Englisch.
































