Da hier heute 34 Grad im Schatten waren, ließen wir es sehr ruhig angehen. Wir saßen mehrere Stunden beim Frühstück mit Luis zusammen. Er ist in Buenos Aires geboren, hat aber deutsche Großeltern und deshalb deutsche Wurzeln und sowohl einen deutschen als auch einen argentinischen Pass. Mit 22 Jahren ist er eigentlich nur für 3 Monate nach Deutschland gefahren und dort hängengeblieben. Seitdem lebt er in München. Seit einigen Jahren lebt er davon, dass er Offroad-Fahrzeuge herrichtet und in Argentinien verkauft. Von dem Geld kann er jeweils ein halbes Jahr in München leben und das andere halbe Jahr durch Argentinien kurven. Neben vielen guten Tipps für die Weiterfahrt haben wir die Gelegenheit genutzt, ihn nochmal richtig über Argentinien und seine Bräuche auszufragen. Außerdem trafen wir einen Österreicher, den mit einem 6-rädrigen Offroadfahrzeug „eigentlich schon immer“ unterwegs ist, vor – jetzt schon zum wiederholten Mal Südamerika – 4 Jahre in Rußland. Ein anderer aus München ist seit 7 Jahren in Süd- und Mittelamerika unterwegs.
Es ist unglaublich, wie viele verschiedene Leute man unterwegs trifft und was für unterschiedliche Lebensentwürfe und Motivationen zum Reisen es gibt. Erstaunlich viele Männer reisen teilweise seit vielen Jahren alleine durch die Welt.
Überall kommt man sehr schnell ins Gespräch. Das ist einerseits wahnsinnig interessant, manchmal aber auch fast zu viel und anstrengend.
Gegen Nachmittag fuhren wir nach Mendoza rein, es hatte sich wieder einiges an zu Erledigendem angesammelt.
Exkurs Mendoza: Mendoza ist eine große Oase in der Buschsteppe. Dies wird möglich durch ein besonderes Bewässerungssystem. Durch offene und abgedeckte Bewässerungskanäle entlang der Straßen fließt Wasser, das seinen Ursprung in den Anden hat. Die Straßen sind von großen Bäumen gesäumt, es heißt auf jeden der 115.000 Einwohner kommt mindestens ein Baum. Gefühlt stimmt das, so eine grüne Innenstadt haben wir jedenfalls noch nie gesehen.
Das Weinbaugebiet Mendoza gehört zu den besten auf der ganzen Welt. Bei Rotwein ist es besonders für die Malbec-Traube, aber auch für Merlot, Cabernet und Pinot Noir sowie bei Weißwein für die Chardonnay-Traube bekannt. Auch die Weingüter werden über ein Bewässerungssystem aus den Anden bewässert. Dazu kommt ein warmes Klima mit 300 Sonnentagen, wenig Niederschlag, trockener Wind, sowie ein säurearmer, kalkreicher Boden. Die Anbaugebiete in Mendoza liegen zwischen 900 und 1800 m über dem Meeresspiegel und somit kann jede Rebsorte auf ihrem optimalen Höhenniveau angebaut werden. Weinberge in der Wüste haben außerdem den Vorteil der großen Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht (davon merken wir hier nachts allerdings wenig…). Warme Tage regen die Zuckerproduktion an und helfen den Trauben eine schöne dicke Haut zu entwickeln. Kühle Nächte sorgen dagegen für einen guten Säuregehalt. Ein weiterer Pluspunkt ist die geringe Luftfeuchtigkeit, Käfer und Pilze fühlen sich unter solchen Bedingung nicht wohl.
Drei Viertel des argentinischen Weins kommen aus Mendoza und Argentinien ist weltweit fünftgrößter Produzent von Wein. 70 Prozent der landesweiten Weinproduktion kommt aus Mendoza, der Rest wird importiert. Unzählige Bodegas und Weingüter bieten Führungen und Verköstigungen an. Ob wir das bei 37 Grad im Schatten wirklich schlau ist, wird sich noch weisen…
Als erstes gingen wir in eine Ferreteria, wo wir unsere Gasflasche auffüllen ließen und unser angekokelter Gasschlauch repariert wurde. Diese Eisenwarenhandlungen sind wirklich toll. Man bekommt – wie bei uns ganz früher, die Älteren erinnern sich – dort wirklich alles und jede Schraube und Schelle einzeln, und auch viele Elektrosachen. Neben uns war ein Mann, der mehrer kaputte Leitungen und Steckdosen dabei hatte, die dort vor Ort direkt repariert wurden. Bei uns würde sowas einfach auf dem Müll landen.
Danach gingen wir richtig lecker essen, in Mendoza soll es nämlich neben dem ganzen Wein auch die besten Steaks Argentiniens geben.
Anschließend schlenderten wir noch durch die sehr belebte und total grüne Innenstadt und Steffen ließ sich noch die Haare schneiden. Dabei führte er mal wieder ein sehr interessantes Gespräch und konnte mal wieder – die Friseurin sprach zum Glück englisch, sie wartet auf einen Studienplatz und hat in dem Jahr mal eben den Friseurladen mit ein paar Freundinnen aufgemacht- viele Fragen zu Politik, Gesellschaft und Geschichte des Landers loswerden, wirklich spannend.
Nach einem abschließenden Einkauf fuhren wir zurück zum Zeltplatz.






