Heute wachten wir früh auf, was wohl auch – neben der Höhe – daran lag, dass wir eine weitere Stunde Zeitverschiebung hatten. Über Nacht waren plötzlich fünf Zelte im Garten aufgetaucht und überall spielten Kinder jeden Alters. Während des Frühstücks hatten wir ausgiebig Gelegenheit das Treiben zu beobachten. Irgendwie scheinen Kinder auf der ganzen Wel gleich zu spielen: Fußball, Schaukeln, Verstecken, Fangen, mit Stöcken kämpfen. Die ganz kleinen Kinder wurden von den größeren einfach mitgeschleppt. Die Erwachsenen bereiteten in der Zeit schon das Frühstücks-Asado zu.
Beim Chingi-Packen waren wir ganz schön am Schnaufen. Die Kombination von Hitze und Höhe macht uns doch zu schaffen. Danach mussten wir die abenteuerliche Straße wieder hoch fahren. Dabei hatten wir ein bisschen weniger Angst, immerhin können bergauf nicht die Bremsen versagen, außerdem ist die Geländeuntersetzung an den steilen Stellen hilfreich. Heute lagen 400 km Fahrt bis zum Salar de Uyuni vor uns. Die Fahrt ging wieder durch tolle Landschaften, bunte Berge, grüne Oasen, dann wieder Sand und Wüste.
Nach zwei Stunden waren wir in der einzigen größeren Stadt auf der Strecke, in Tupiza. Dort hielten wir zum Einkaufen und Essen. Am auffälligsten waren die dreirädigen Klein-Autos, die man fast ausschließlich sah. Im Übrigen war das Straßenbild sehr von Menschen indigener Herkunft geprägt Auch hat tatsächlich fast jeder eine dicke Backe, in der ein Kokapriem steckt, außerdem sieht man viele Frauen mit dem typischen Bowlerhut.
Dann ging es weiter, teilweise dann wieder auf über 4200m Höhe. Dabei sahen wir viele Lamas und Vicun(j)as.
60 km vor unserem Ziel gab es plötzlich b eim Schalten einen Knall. Irgendeine große Feder war – wohl – vom Kupplungspedal abgebrochen. Wir hielten natürlich sofort an, waren aber leider mitten im Nirgendwo. Wir versuchten dann vorsichtig weiterzufahren und komischerweise ging das völlig unproblematisch, obwohl so ein großes Teil fehlte. Vorsichtig fuhren wir nach Uyuni und suchten eine Werkstatt. Freitag 19.00 Uhr…Der erste Mechaniker konnte uns zwar nicht helfen, rief aber seinen Freund Oskar an, der nach 10 Minuten kam, Englisch sprach und sich unser annahm. Er fuhr vor uns her zu einer anderen Werkstatt („mein Freund Vladimir“). Der schaute sich den Schaden und den ganzen Chingi an. Vladimir und Oskar fuhren dann los, um zu versuchen, in der Stadt das entsprechende Ersatzteil zu bekommen. Leider hatten alle Läden schon zu. Außerdem wurde nach einer genaueren Inspektion doch deutlich, dass Chingi nach inzwischen fast 25.000 km – und davon einem großen Anteil auf Nicht-Asphalt-Strecken – mal einen General-Check-Up benötigt. Chingi musste also in der Werkstatt bleiben – wobei, Werkstatt ist bei weitem nicht das, was man sich unter dem Wort vorstellt, es ist eine Fläche ohne Dach zwischen mehreren Gebäuden mit einem Verschlag und etwas Werkzeug und einem Dreibein-Flaschenzug, das hätte man beim Vorbeifahren nicht als Werkstatt identifiziert – und Oskar fuhr uns zu einem Hostal in der Stadt. Wir gingen dann erstmal in die Stadt etwas essen. Steffen konnte auf einmal auch nicht mehr laufen, wahrscheinlich Solidarität mit Chingi. Zwei Drittel der Reisegruppe schwächelt, schlechte Quote. Hoffen wir, dass morgen alle wieder gesunden.
Exkurs: Bowlerhüte: Einige Lagen bunter Röcke, ein dicker Pullover, darüber noch eine Strickjacke, dicke lange Zöpfe, ein Umhängetuch und ein Bowlerhut. Das ist die traditionelle Kleidung der indigenen Frauen in Bolivien. Aber warum ist ausgerechnet ein Bowlerhut Teil der indigenen Tracht? Das kam so: Um 1820 es gab eine große Lieferung Bowlerhüte an die Eisenbahnarbeiter, die Größe der Hüte war aber zu klein für die Männer. Deshalb wurden die Hüte an die lokale Bevölkerung verteilt. Heute besitzt jede Indigena mindestens einen „Bonbin“ und signalisiert damit auch ihren Status. Wird der Hut gerade aufgesetzt ist die Trägerin verheiratet, sitzt er dagegen schief, ist sie ledig.




















