Heute ging es zum Nationalpark Los Glaciares zum Gletscher Perito Moreno, etwas worauf Anne sich als Gletscherfetischistin die ganze Zeit schon besonders gefreut hat. Wir kamen allerdings etwas spät los, da wir erst noch einkaufen mussten und uns mal wieder vergeblich versucht haben über Western Union an Geld zu kommen. Außerdem stand beim Teekochen plötzlich der ganze Kocher in Brand. Mit Hilfe von Annes Lieblingshandtuches aus Helsinki (sie hat trotz Panik tatsächlich kurz gezögert) und dem Rest unseres Trinkwassers konnten wir den Brand zum Glück löschen. Jetzt ist leider eine Stelle am Zelt und der Gasschlauch etwas angeschmorgelt, aber wir haben sonst Glück gehabt. Morgen kaufen wir uns einen Feuerlöscher!
Die einstündige Anfahrt ging immer am Largo Argentino entlang, ein fantastisch blauer Gletschersee, der mit 1600 km² der größte See Argentiniens ist. Das Unglaubliche ist – mal wieder -: der See spielt praktisch keine Rolle, es ist – durch das Gletscherwasser – fast türkis, unglaublich schick, aber er wird nicht „genutzt“: weder gibt es – wie man denken würde – eine Promenade am Ufer – schön mit Cafe oder Eisdiele, noch überhaupt irgendwelche seebezogene Infrakstruktur. Zur anderen Uferseite führen nicht einmal Straßen, die ist praktisch nicht zugänglich. Aus unserer europäischen Sicht unfassbar, da wären bei uns irgendwelche Sportboothäfen, Campingplätze usw, aber wahrscheinlich gibt es einfach keine Leute, die es nutzen würden (außer die Nationalparktouristen), wir sind ja auch hierher wieder stundenlang durch scheinbar menschenleere Gegenden gefahren.
Exkurs Patagonische Glescher : Die Gletscher des Nationalparks sind Ausläufer des patagonischen Inlandeises, dass sich zwischen Argentinien und Chile mit 22.000 km² als drittgrößte Eismasse der Welt erstreckt. Der Glacier Grey, den wir im Park Torres del Paine besucht haben, gehört ebenfalls dazu. Die Gletscher entstehen dadurch, dass die Winde vom Pazifik kommend, die Wolken über die Anden drücken, wo sie sich aufgrund der Höhe in Form von Schnee abregnen. Das Gewicht des ständig nachfallenden Schnees drückt den bereits schon liegenden so zusammen, bis er sich als eine Eismasse, die durch ihr Eigengewicht angetrieben wird, in die verschiedenen Täler schiebt. Die Besonderheit dieser Gletscher ist, dass man sie fast auf der Höhe des Meeresspiegels bestaunen kann.
Der Gletscher Perito Moreno ist zwar nicht der größte Gletscher, aber der spektakulärste. Seine Gletscherzunge erhebt sich 4 km breit und 70m hoch aus dem Largo Argentino. Auch ist er einer der wenigen wachsenden Gletscher. Er bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von 1-2 cm pro Stunde ins Tal. An der Gletscherzunge taut das Eis dann langsam ab, bekommt Risse und es stürzen Eisblöcke – auch durch den Druck der nachfolgenden Eismassen – mit spektakulärem Knacken und Krachen in den See (das nennt man kalben). Der Perito Moreno wächst aber oben schneller, als er unten abtauen kann und schiebt sich deshalb langsam immer weiter vor. Dies führt dazu, dass alle paar Jahre ein Teil des Sees vom Hauptsee durch den Gletscher abgetrennt wird. Der Wasserstand im Nebensee steigt dann um bis zu 18 m. Irgendwann ist der Druck so groß, dass die vom Gletscher gebildete Staumauer mit einer mächtigen Explosion weggesprengt wird. Das würden wir gern sehen!
Plötzlich tauchte der Gletscher vor uns auf, ein unglaublicher Boah-Effekt! Da der Gletscher so weit unten ist, kann man kilometerweit von oben auf ihn runtergucken, Wahnsinn! Mit einem Bus-Shuttle gelangten wir zum Ausgangspunkt. Dort begann ein weitläufiges Netz aus Metallstegen und Aussichtsplattformen, von denen aus man ganz nah dem Gletscher direkt gegenüber ist. Stundenlang liefen wir über die Stege – es sind richtige Wanderstege angelegt – und standen auf den Aussichtsplattformen und warteten ab, dass der Gletscher kalbt, ein unglaubliches, mit Worten schwer zu beschreibendes Schauspiel. Nachdem ein besonders großes Stück mit unglaublichen Knacksen und Krachen abgebrochen war, begann sich ein ziemlich großer Eisberg, der schon im Wasser lag, durch die Turbulenzen umzudrehen und lag dann mit der tiefblauen Unterseite nach oben. Zwischendurch wärmten wir uns bei Kaffee und Kuchen kurz im Cafe der Parkstation auf, dann zog es uns aber wieder zum Aussichtpunkt. Wir haben hunderte von Fotos gemacht, bemühen uns aber sehr um Aussortierung :-). Als Krrönung flog noch ein Kondor ganz dicht über uns rüber. Steffens Gesänge haben sich endlich ausgezahlt! Es fiel uns sehr schwer, uns loszureißen (nur noch das eine Knacken abwarten…) und schließlich war es so spät, dass kein Shuttle-Bus mehr fuhr und wir zum Parkplatz zurück laufen mussten.
Klimatisch ist es hier jetzt etwas angenehmer als im Torres de Paine: Auch beim Perito Moreno ist es zwar den ganzen Tag eher stürmisch und kalt – die Nationalparks haben durch die großen Gletscher eine eigenes „Kleinklima“- , aber dadurch dass die Stadt El Calafate doch über 60 km entfernt liegt, haben wir auf unserem Campingplatz endlich mal wieder halbwegs normales argentinisches Sonnenscheinwetter (nachts trotzdem 2 Grad), im Torres waren wir dadurch, dass unsere Hütte direkt an der Parkgrenze lag, doch eher im „Winterurlaub“.















Es ist unfassbar,was ihr da erlebt.
Weiterhin gute Reise.
GENIALE Eindrücke !!!
Vielen Dank auch für die Exkurse, die so anschaulich diese wundersame Welt dort erklären.
Liebe Grüße
Daniela