Heute ging es endlich los auf die Carretera Austral (Auto heile, Wäsche sauber, alles aufgeräumt, nur leider keine Vorräte mehr wegen des blöden chilenischem Zolls).
Exkurs: Carretera Austral: Die Carretera Austral gilt als eine der schönsten Straßen der Welt, da man auf ihr in dem nahezu unbewohnten Süden Chiles Natur mit Gletschern, Lagunen, Flüssen, Vulkangipfeln, kaltem Regenwald, Fjorden und vielen Nationalparks pur erleben kann. Sie ist 1350 km lang, der meiste Teil ist Schotterpiste. Zusätzlich muss viermal eine Fähre benutzt werden, um Meerengen zu überwinden.
Lange Zeit war der äußerste Süden Chiles nur per Flugzeug oder Schiff zu erreichen. Der Panamerica-Highway führte nicht durch diese unwegsame Gegend, sondern über Argentinien nach Feuerland.
Im Jahr 1976 begannen unter der Militärdiktatur Augusto Pinochets die Bauarbeiten für eine Straße durch den Süden. Die Carretera Austral bildete das bis dahin aufwändigste Großprojekt Chiles im 20. Jahrhundert und galt als Prestigevorhaben des Regimes.(Mal sehen ob es dann in 20 Jahren auch heißt: immerhin hat er die Carretera gebaut(:-() Militärische Überlegungen (Sicherung der Südgrenze Chiles gegen die Ansprüche Argentiniens) spielten bei der Planung eine wesentliche Rolle. Mehr als 10.000 Soldaten wurde zeitweise für den Bau eingesetzt. Der Straßenbau erwies sich als äußerst schwierig, da die Landschaft von Fjorden, Gletschern und Gebirgszügen durchschnitten ist. Die Straße wurde bis jetzt nicht vollendet, sie endet im Nichts bei Villa O`Higgins im südlichen Eisfeld Patagoniens. Es fehlen noch weitere äußerst schwierige 935 km bis zur südlichsten Stadt Chiles Puerto Natales. Für die weitere Bauzeit werden ca. 30 Jahre veranschlagt und es werden 9 weitere Fähren nötig sein.
Nachdem wir in unserem gestrigen Restaurant noch einen Kaffee getrunken und nochmal das Internet genutzt haben, ging es zum Nachbarort Chilo Chico über die Grenze. Also mal wieder Migracion und Adunas (Zoll) Argentinien, alles gut. Und dann Chile: Schlange für den Impfnachweis, Schlange für die Migracion, Schlange und unendliche Formulare für den Zoll (wo kommst du her, wo willst du hin, wo übernachtest du, was ist dein Beruf, wie ist die Chassinummer und die Motornummer deines Autos….) und dann die Durchsuchung des Autos. Diesmal besonders schlimm: Was ist in dieser Kiste, was in jener. Alles aufmachen, Honig mal wieder konfiziert, Eier werden gedreht, ob sie auch wirklich gekocht sind, sogar die Motorhaube und unsere zusätzliche Alukiste mussten wir aufmachen. Dann gefiel der Zollbeamtin nicht, dass der Unterbau für unsere Kisten aus Holz ist, Holz darf man nämlich auch nicht einführen. Zum Glück hat sie darauf verzichtet unser Auto weiter zu zerlegen…. So ein unglaublicher Nerv, der uns insgesamt fast zwei Stunden gekostet hat. Wir waren unserem Wäscherei-Mecanico nochmals dankbarer, dass wir das gestern nicht hin- und zurück machen mußten…. Man lernt die EU doch nochmal mehr zu schätzen.
Danach haben wir in Chilo Chico erstmal eingekauft und unsere Vorräte aufgestockt. Dann ging die Fahrt über eine wirklich spektakuläre, aber sehr holprige Piste (die einzige „Zufahrtspiste“ zur Carretera in dieser Gegend) immer am See (immer noch der Lago Buenos Aires, der in Chile Lago General Carrera heißt) entlang mit wirklich tollen Ausblicken. Etwas beunruhigend waren zum Teil die Hinweise: Hier bitte schnell durchfahren, nicht aussteigen und auch nicht anhalten, starker Steinschlag.
Nach einer Pause am Strand des Sees (nach Überstehen der Steinschlag-Strecke, teilweise konnte man auch noch sehen, was für Brocken da , runter gekommen waren, richtig dicke Beton-Sicherungsmauern waren zerschmettert) erreichten wir die Carretera Austral – ein weiteres Zwischenziel – , ein tolles Gefühl besonders für Anne, die ja als „Reiseleiterin“ vorher so viel darüber gelesen hat. Leider gerieten wir dann noch in eine längere Straßensperrung. Aufgrund des extremen Klimas ist die Straße sehr schwer instand zu halten, Straßensperrungen wegen Reparaturen sind deshalb an der Tagesordnung. Auch hier unten ist die Straße schon unglaublich schön, teilweise fuhren wir durch richtige „Korridore“ von Lupinen, an beiden Straßenrändern locker 2m hoch und hunderte Meter lang, in allen Farben, unglaublich.
Und hatten wir schon erwähnt, dass es seit dem „Lago Buenos Aires“ endlich wieder – nicht nur vereinzelte – Bäume, ja seit der Grenze wieder ganze Wälder gibt ? Wir haben dabei gemerkt, dass wir die vorher irgendwie doch allmählich vermisst hatten, so interessant die Halbwüstenlandschaft auch sein mag…
Um 20.00 kamen wir dann endlich an unserem Zwischenziel Puerto Rio Tranquilo an und fuhren auf den Campingplatz, wo es zunächst schwer war einen Platz zu finden, der eben und groß genug für unsere Wagenburg war. Da es inzwischen heftig regnete, mussten wir ja auch unser Kochzelt aufbauen. Letztlich bekamen wir einen schönen Platz, der eigentlich nur für Zelte vorgesehen war. Nachdem Steffen lecker Thai gekocht hatte, war es auch schon nach 23.00 Uhr.
Exkurs Chile: Chile ist eine Präsidalrepublik, der Präsident heißt Gabriel Boric Font (gewählt Dezember 2021), der äußerst fortschrittlich gilt. Er war vormaliger Studentenführer, hat sich in der Stichwahl äußerst knapp gegen einen ultrarechten Deutschstämmigen durchgesetzt. Leider wurde eine neu vorgeschlagene Verfassung – die bisherige ist noch aus der Pinochet-Zeit- kürzlich in einem Referendum abgelehnt. (Wahrscheinlich war sie einfach zu fortschrittlich, wie z.B. Recht auf Abtreibung, gleichgeschlechtliche Ehe etc.)
Chile hat ca. 17 Millionen Einwohner, von denen etwa 2/3 in Städten leben, davon ca. 5 Millionen in der Hauptstadt Santiago de Chile. Wirtschaftlich gilt Chile als eins der stabilsten Länder Südamerikas. Chile verfügt über viele Bodenschätze, vor allem Kupfer, Zinn und Lithium, von deren Export das Land noch abhängig ist.
Chile ist 4500 km lang bei einer maximalen Breite von 90-440 km und bietet eine einzigartige geographische Vielfalt mit allen Klimazonen, die es auf der Erde gibt. (Das heißt Chile ist so lang, dass es vom Nordkap bis nach Tunesien reichen würde). Chile hat ein 5150km lange Grenze zu Argentinien (und demgemäß viele Grenzübergänge, dass man da kein gemeinsames „Grenzregime“ hinbekommt, aber die Stimmung zwischen den beiden Ländern ist wohl nicht die rosigste, die Grenzstreitigkeiten wurden wohl gerade so ohne Krieg mit Hilfe der UN geklärt). Da Chile Teil des pazifischen Feuergürtels ist, wurde und wird es von Erdbeben, Tsunamis und Vulkanausbrüchen heimgesucht. Wir haben ja schon in Punta Arenas Straßenschilder mit der Tsunami-Fluchtrichtung gesehen (haben wir das schon erwähnt? Sorry, falls ja)
Es gibt in Chile ca. 2000 Vulkane, von denen – mindestens – 139 aktiv sind. Es hat eine 6435 km lange Küstenlinie, 3094 Inseln, 24.126 Gletscher, 1509 Berge über 4000 m (der höchste Berg ist knapp 7000 m hoch), 15.790 Seen und die trockenste Wüste der Welt, also wirklich alles…
Das wichtigste Fest für die Chilenen ist nicht Weihnachten, sondern der Unabhängigkeitstag von den Spaniern am 18.09.1810.
Die wichtigste Frucht in Chile ist die Palta (Avocado), die es zu wirklich allem (sogar statt Ketchup zum Hotdog) gibt.
Familie stellt den Mittelpunkt der Gesellschaft dar und Familienfeste werden sehr ernstgenommen. Die meisten Unternehmen werden als Familienunternehmen geführt.
Die Chilenen kennen keinen Advent und somit natürlich auch keinen Adventskalender. Weihnachten wird als großes Familienfest mit viel Essen und Trinken gefeiert (also eigentlich wie bei uns). Weihnachtsbäume sind aus Plastik (gibt es wohl besonders gut im Chinashop), die Kinder warten am 24.12. abends auf Santa Claus, der die Geschenke bringt. Der 25.12. beginnt schon morgens mit einem ganztägigen Asado, wie auch sonst!











