6.1.23: Difunta Correa und Fahrt nach „Wo der Mond sich niederlegt“

Heute morgen sind wir früh zur Sprechstunde – der Teil der Klinik liegt lustiger Weise in einem großen Einkaufszentrum und dann erstmal weiter nach Norden. (Ein echtes Ergebnis liegt auch nach der Röntgenaufnahme nicht vor. Die Ärztin empfahl ein MRT, ob und wann das klappt könnte, ist noch unklar, weshalb wir dann – wie geplant – erstmal weitergefahren sind, ggfs. kommen wir nochmal zurück.)

Unser nächstes Ziel war der Park Ischiagualasto, was in der Quetchua-Sprache „Der Ort an dem der Mond sich niederlegt“ heißt. Dazu mussten wir 400 km Richtung Norden fahren. Auf halber Strecke kamen wir an dem Wallfahrtsort Vallecitos für die Difunta Correa vorbei, den wir natürlich anschauen mußten.

Ihre Geschichte haben wir in dem Exkurs über die „Straßenrand-Heiligen“ bereits beschrieben. Von ihrem Tod 1841 bis 1940 bestand ihr Grab mitten in der Wüste nur aus einem einfachen Kreuz auf einem Hügel. Erst danach entstand hier ein Dorf mit Tankstelle, Schule, Post, Polizeiamt, Kirche, Hotels, Restaurants, jede Menge Souveniershops und riesigen Parkplätzen. Obwohl die Difunta von der katholischen Kirche offiziell nicht heilig gesprochen ist, ist hier eins der – wenn nicht das – populärste(n) Wallfahrtsziel(e) in Argentinien. Mittlerweile gibt es 17 Kappellen und Gedenkstätten, in denen die Gläubigen um Wunder bitten und ihre Gaben hinterlassen. Die Gläubigen bringen Opfergaben und die Kapellen sind bis obenhin angefüllt mir Familienfotos, Sporttrophäen, Zeugnissen, Automodellen, Sportlertrikots, Hochzeitskleidern, Autokennzeichen, Reifen, Lenkräder usw.. Eine Erklärung hierfür ist, dass die Difunta in idealer Weise zwei Stereotypen im Frauenbild versinnbildlicht: das Bild der treuen Frau, die ihrem geliebten Mann folgt und das der sich aufopfernden Mutter. Zu Ostern und am 1. Mai pilgern bis zu 200.000 Menschen hierher. Die Difunta ist besonders für die Fernfahrer wichtig, die hier ihre Autos segnen lassen. Aber auch wenn man ein Haus gebaut hat, stellt man ein kleines Modell des Eigenheims auf den Hügel, für Architekten also auch ein sehr interessanter Ort. Und natürlich jede Mange Wasserflaschen… Für uns ein echt interessanter und schräger Ort, leider war hier wirklich Wüstentemperatur. Wir hatten das Gefühl in einer Sauna zu stehen und dabei mit einem heißen Fön angepustet zu werden, Erinnerungen an das Death Valley wurden wach, so dass wir dann doch weiterfuhren.

Leider schaffte es auch die Klimaanlage von Chingi irgendwann nicht mehr wirklich zu kühlen und wir waren froh, als wir nach sechs Stunden Fahrt im Park Ischigualasto auf 1500m ankamen. Da war es direkt angenehm. Der Campingplatz hier in der Wüste hat natürlich keine Bäume, aber immerhin Holz-Pergolas.

In den Vollmondnächten finden zusätzlich nächtliche Exkursionen durch den Park statt, allein darf man ihn ohnehin nicht betreten. Ischigualasto ist – neben der interessanten Felsenlandschaft – einer der größten Fundorte von Saurier-Skeletten weltweit, es wird immer noch gegraben, vielleicht liegt es auch daran; jedenfalls will man wohl auch verhindern, dass Leute auf die teilweise sehr skulpturhaften Felsen klettern. Wir waren schon ganz begeistert, dass gerade Vollmond, ist aber leider war es so bewölkt, dass die nächtlichen Exkursionen abgesagt wurden. Wir hoffen jetzt auf morgen.

Exkurs Heilige Drei Könige: Am 5. Januar stellen die Kinder wie bei uns am Nikolaus ihre Schuhe vor die Haustür. Daneben legen sie Gras und Heu für die Kamele der drei Heiligen Könige. Am Morgen finden sie dann Geschenke in ihren Schuhen. Bis vor 30 Jahren gab es auch die Weihnachts- Geschenke ausschließlich am Dreikönigstag. Weihnachten war nur ein Fest an dem sich die Familie traf und zusammen viel aß und trank. Erst im Zuge der fortschreitenden Globalisierung gibt es auch Weihnachten Geschenke. Die Tradition am Dreikönigstag bleibt zum Glück für die Kinder trotzdem bestehen, quasi unser Nikolaus.

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