11.1.23: Über den Paso Agua Negra

Nach dem Frühstück fuhren wir weiter dem Pass Agua Negra entgegen. Wir waren schon etwas aufgeregt, immerhin ist der Pass knapp 4800 m hoch, und wir konnten nicht so richtig vorhersehen, wie wir und das Auto das wegstecken würden. Das Durchqueren des kleinen Flusses klappte wieder bestens, außer das Anne beim Fotografieren/Filmen nasse Füße bekam.

Schon 80 km vor der Grenze auf Passhöhe passierten wir die argentinische Grenz- und Zollstation. Die chilenische Kontrolle ist sogar erst 100 km nach der Grenze. Auf der Höhe will wohl niemand arbeiten. Wir wurden eindringlich ermahnt, in dem 180 km langen „Niemandsland“ auf keinen Fall zu übernachten. Dies ist wohl möglich, aber nur mit entsprechender Sondergenehmigung.

Wir fuhren auf einer total einsamen erst Asphalt- dann Schotterstraße durch eine grandiose Landschaft mit Bergen in immer neuen Farbtönen. Chingi, um den wir natürlich wegen der Höhe etwas besorgt waren, fuhr total zuverlässig und wurde nicht mal heiß. Oben am Pass kamen wir zu den sogenannten Büßerschneefeldern. Diese besondere Schneeformation gibt es nur in suptropischen und tropischen Hochgebirgen mit kontinentalen trockenen Klima. Sie können einige Zentimeter bis zu mehreren Metern (wie hier) hoch werden und sind in Ost-West-Reihen angeordnet und in Richtung der Sonne geneigt. Verursacht wird Büßerschnee durch ungleichmäßige Abschmelzung bei starker direkter Sonneneinstrahlung und geringer Luftfeuchtigkeit, u.a. wegen unterschiedlicher Taupunkte an verschiedenen Stellen („Büßer“ wohl deshalb, weil sie wie ein ein riesiges (Folter-) Nagelbrett aussehen, also mit der Spitze nach oben).

Draußen war es inzwischen bitterkalt und das Laufen fiel uns schwer. Man fühlte sich ein bisschen, als hätte man in der Mittagshitze ein schnelles Bier getrunken. Erstaunlich, wie schnell man auf dieser Höhe „pumpt“. Aber wir waren fast 1000m höher als wir je zuvor beim Wandern waren.

Am Pass, der gleichzeitig die Grenze ist, sind wir dann auch nur kurz ausgestiegen. Wir hatten tags zuvor noch in unserer App einen Bericht von 2 Fahrradfahrern gelesen, die auch über den Pass gekommen sind, was wohl ziemlich heftig war, Wahnsinn, was man schaffen kann….

Dnach ging es – insgesamt fast 4000m – bergab. Die Landschaft auf der chilenischen Seite war genauso faszinierend, wieder mal wirklich unglaubliche Farben.

Nach 100 km kam die chilenische Einreise- und Zollstation. Obwohl niemand vor uns war, dauerte es wieder ewig, eh unsere Papiere fertig waren. Anschließend wurde unser Chingi von 5 Männern gleichzeitig kontrolliert. Alle Kleiderkisten, Rucksäcke, Handschuhfach usw. wurden durchwühlt, hinten mussten die Kisten geöffnet werden und wir mussten mal wieder unseren Honig abgeben….

Diesmal haben wir uns richtig geärgert, man kann es auch übertreiben…

Danach ging es noch weitere 50 km das Valle Elqui runter. Hier wird die Traube für das alkoholische Nationalgetränk Pisco angebaut. Pisco ist ein Schnaps, der aus frischem Traubensaft destilliert wird. Besonders beliebt und lecker ist der Cocktail Pisco Sour (können wir bestätigen, wir hatten ihn zB am Grey-Gletscher und beim Villarica-Vulkan „serviert“ bekommen, der Pisco wird ergänzt mit Limettensaft, Sirup, Agustora-Bitter und eigentlich geschlagenem Eiweiß (was inzwischen untersagt ist, manchmal noch Calafate Sirup o.ä.).

Außerdem ist es das Valle Elqui schon seit den 70er Jahren das Tal der Aussteiger und Esoteriker. Die Erde soll hier besonders quarzhaltig und magnetisch sein und deshalb besondere Energien haben. Auch werden hier wohl mehr Ufos gesichtet als sonst auf der Welt…Allerdings sind in der Gegend auch die „Profis“ sehr aktiv, es gibt allein 2 Observatorien der Europäischen Südsternwarte, wir hoffen, dass wir eine Führung in einem Observatorium mitmachen können.

Der erste Campingplatz, den wir fanden hieß dann auch Astro-Camp und wir wurden gleich damit empfangen, an welchem Energieort wir unser Zelt am besten aufstellen sollten. Außerdem gab es eine Liege aus örtlichen Quarzsteinen zum Energie-Auftanken. Das schien zwar eine recht interessante Erfahrung zu werden, aber irgendwie waren wir zu kaputt – die Höhe am Pass und der Grenz-Nerv hatten doch ihre Spuren hinterlassen – für das angekündigte gemeinschaftliche Lagerfeuer am Abend. Da wir ohnehin noch zum nächsten größeren Ort Vicuna zum Einkaufen fahren mussten, nutzen wir dies als Anlass weiterzufahren. Zum Glück fanden wir in Vicuna einen schönen ruhigen Platz sogar mit grünem Rasen statt Staubpiste.

Ein Kommentar

  1. Einfach unglaublich was unser Planet zu bieten hat und von dessen Existenz ich nichts wusste.
    Das wäre doch eine gute 1-Million-Euro-Frage bei Günther Jauch : wo findet man Büßerschnee?

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