Auch für heute ist es der findigen Reiseleitung gelungen, eine Buchung für die Lagunen Miscanti und Miniques und die sog. Piedras Rojas zu bekommen. Hier gibt es als Besonderheit zu berichten, dass die Buchung auch nur für eine bestimmte Uhrzeit möglich war. Wir haben die letzte mögliche Zeit um 15:00 Uhr genommen, dies mit dem Hintergedanken, dass die beiden Lagunen räumlich zuerst liegen und die Piedras Rojas im Abendlicht sicherlich schön aussehen.
Auf dem Weg haben wir zunächst das Dorf Tocanao samt der hierzu gehörenden Schlucht Quebrada der Jere besucht, was auch ohne Voranmeldung möglich war. Der Ort war insoweit besonders, weil in dieser bis zu 100m tiefen Schlucht – mitten in der Wüste – ein kleiner Fluss fließt und die Einwohner diesen zur Schaffung einer echt beeindruckenden kleinen Oase genutzt haben. Es gab also richtige Gärten mit Obstbäumen, der Fluss wurde von den Einheimischen auch zum Baden genutzt. Außerdem gab es auch noch ein Steinbruch, in dem viele Jahre Tuffstein abgebaut worden war.
Der kleine Ort Tocanao war außerdem noch deshalb interessant, weil er – wie San Pedro auch, wo wir das erstmals gesehen hatten – eine Kirche hat, die teilweise aus Kaktusholz gebaut ist. Das war besonders für Steffen interessant, der aber auch vorher nicht gewusst hatte, dass es so etwas überhaupt gibt. Wir haben auch tatsächlich schon Kakteen gesehen, die so eine Art Holzstamm ausbilden. Leider ist dieses Holz wohl so selten, dass jeglicher Export strengstens untersagt ist. Bei der Kirche sind wir dann noch auf eine Art Kommunionsfeier gestoßen. Sehr interessant war auch der Friedhof des Dorfes, wahrscheinlich das fröhlichste Ambiente, was wir je auf einem Friedhof gesehen haben.
Auf dem Weg dorthin haben wir dann auch unsere ersten Lamas gesehen (nach den vielen Guanakos im Süden).
Weiter sind wir dann zur Laguna de Chaxa an einem 100 km langen und 60 km breiten Salzsee – dem größten Chiles, 4 x größer als der Bodensee – gefahren, wo eine größere Gruppe Flamingos lebt. Tatsächlich wurden wir auch ohne vorherige Buchung eingelassen und konnten ein kleineren Rundweg am Ufer entlang machen.
Da wir auf dem Weg zu den beiden weiteren Lagunen samt Piedras Rojas – wie gesagt gebucht für 15.00 Uhr – – leider vergeblich – versucht haben, einem liegen gebliebenen Fahrzeug mit zwei Franzosen Pannenhilfe zu leisten, sind wir bei den beiden Lagunen erst um 15:30 Uhr angekommen, was zur Folge hatte, dass wir uns für eines der beiden Ziele entscheiden mussten, da wir nach Auskunft des Torwächters beide vor der Schließung nicht mehr schaffen könnten…(hätte man ja auch mal bei der Buchung drauf hinweisen können, immerhin war es für beide ab 15.00 Uhr…)
Wir entschieden uns für die beiden Lagunen, fuhren auf 4300 m Höhe und sahen zwei schöne Bergseen vor dem hier höchsten Vulkan Licancabur, aber vor allem unsere ersten Vicun(j)as – sogar mit Babies – , was Steffen sehr gefreut hat, der solche unbedingt sehen wollte.
Exkurs Kleinkamele der Anden: Vicun(j)as, Lamas, Guanakos und Alpakas sind die vier in den Anden lebenden Kleinkamelarten. Lamas und Alpakas sind Haustiere, die bereits vor über 7000 Jahren von den damaligen Bewohnern domestiziert worden, während Guanakos und Vicun(j)as in freier Natur leben, das Guanako ist dabei die wilde Stammform des Lamas. Lamas sind die verbreiteten Tragetiere, die auch bei eisigen Stürmen in Höhen von über 4000 m noch gut zurecht kommen, ihre Wolle ist allerdings für Textilien nur bedingt geeignet.
Alpakas wurden ebenfalls aus dem Guanako gezüchtet und anschließend mit den wilden Vicun(j)as gekreuzt, das „Wollknäuel“ unter den Kleinkamelen, die Wolle ist ja auch bei uns inzwischen weit verbreitet.
Das Vicun(j)a ist das zierlichste unter den Vieren und mit einer Schulterhöhe von ungefähr 80 cm auch das kleinste. Ihr Blut weist eine besondere, höhenspezifische Eigenschaft aus, weshalb sie in Höhen bis zu 5000 m leben können und nur selten unter 3500 m anzutreffen sind. Bei den Inka durfte nur der Herrscher Gewänder aus der seidenfeinen, kostbaren Wolle – der heute teuersten Naturfasern der Welt, mehrfach feiner als Kaschmir – tragen. Auf das Töten eines Vicun(j)as stand die Todesstrafe, noch heute ist die Jagd in Bolivien bei Gefängnisstrafe verboten.

































