16.2.23: Panchamama und Menhire im Tafi de Valle

Die Nacht im Küchenzelt verlief besser und mückenfreier als erwartet. Das heftige Gewitter gestern Nacht hat die Temperatur zum Glück auch angenehm runtergekühlt. Da wir dachten, dass wir den Tag eh damit verbringen würden, noch auf Chingi zu warten, saßen wir um 12.00 Uhr noch beim Frühstück. Doch plötzlich hörten wir ein uns sehr vertrautes Motorengeräusch und der Mechaniker fuhr mit unserem lieben Chingi auf unseren Platz. Toll! Wir hatten uns schon auf eine tagelange Wartezeit eingestellt, zumal von Freitag bis Dienstag wegen Karneval Feiertage sind. Zum Glück war die kaputte Hydraulikpumpe irgendwo in Santa Maria vorrätig und der Mechaniker hat sie gleich eingebaut. Juchu!!!

Schnell beendeten wir unser Frühstück und fuhren zunächst ins nächstgelegene Amaicha. Dort war schon wegen der heute Abend beginnenden fünftägien Feier für Panchamama (letztlich Mutter Erde) – bzw. gleichzeitig Karneval – alle Straßen gesperrt. Wir liefen dann zum Hauptplatz, wo die Einheimischen schon mit der Feier begonnen hatten.

Anschließend besuchten wir das sehr beeindruckende Panchamama-Museum im Ort.

Exkurs: Panchamama: Die Pachamama ist eine Göttin, die produziert, zeugt und für das heilige Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur sorgt. Für fast alle indigenen Stämme in Peru, Bolivien und Nochargentinien ist die Panchamama Mutter Erde. Pancha ist Universum, Welt, Zeit, Ort, während Mama Mutter ist.

Es handelt sich letztlich um eine Art Göttlichkeit oder das Zentrum der Weltanschauung dieser Gruppen. Die Panchamama ist nicht nur der Planet Erde, sondern umfasst viel mehr. Es ist die Natur, die in ständigem Kontakt mit dem Menschen steht und mit dem sie durch verschiedene Rituale interagiert. Die Pachamama schützt die Menschen und ermöglicht es ihnen überhaupt zu leben, indem sie ihnen Nahrung, Wasser, Grundlagen für Unterkunft und Kleidung gewährt. Die Menschen müssen sich daher um die Pachamama kümmern und ihr Tribut zollen.

Der Kult der Pachamama variiert je nach ethnischer Zugehörigkeit und hat sich auch im Laufe der Jahre verändert. In der Antike wurden Tiere zu ihren Ehren geopfert, heute hingegen ist es üblicher, dass Zigaretten, Weinflaschen und Kokablätter geopfert werden. Es geht darum Pachamama zu bewirten, damit sie diese Geste mit guten Ernten, günstigen Wetterbedingungen usw. honoriert.

Heute kombinieren Quechua, Aimaras und ihre Nachkommen den traditionellen Pachamama-Kult mit der katholischen Religion. Dies führt dazu, dass sich Rituale und Opfergaben an Mutter Erde parallel zu anderen für das Christentum typischen Festen und Handlungen entwickeln und sich die Bräuche miteinander vermischen. So sieht man bei den Kapellen am Wegesrand für die Mutter Maria auch immer neben Rosenkränzen ein Paar Zigaretten, Kokablätter, Wein oder Geld für Panchamama liegen.

Auch der anstehende Karneval ist kombiniert mit einer traditionellen Feier für Panchamama, in der ihr für die gute Ernte gedankt wird (der Februar hier entspricht unserem September, also Erntemonat). In unserem Nachbarort Amaicha, in dem auch das Panchamama-Musuem ist, wird das Panchamamafest/Karneval 5 Tage lang besonders intensiv gefeiert. Ab morgen ist hier der Bär los, alle Hotels usw sind ausgebucht.

Anschließend fuhren wir weiter ins Tafi de Valle. Dafür mussten wir mal wieder auf einen über 3000 m hohen Pass fahren. Während es im Tal schon wieder super heiß und sonnig war, lagen die Berge auf einmal in den Wolken, so dass man kaum die Straße sehen konnte. Um uns herum wurden die Berge schottisch grün.

Tafi de Valle liegt inmitten der grünen Berge an einem riesigen Stausee. Außerdem gibt es hier ein Feld, auf dem über 100 Menhire stehen, die bis zu 10.000 Jahre alt sind. Über die Kulturen, die sie geschaffen haben, ist leider fast nichts bekannt.

Nachdem wir die Menhire eingehend besichtigt hatten, gingen wir in ein nahegelegenes Café, auch um den immer wieder einsetzendem Regen zu entgehen. Zu unserem Erstaunen war es ein argentinisch-norwegisches Café mit skandinavischem Look und Zimtschnecken. Das war schon sehr lustig, man fühlte sich gleich ganz anders, zumal das Wetter auch dazu passte. Bei Kaffee und Zimtschnecken dachten wir an Henri, der ja bald nach Oslo fährt.

Danach fuhren wir über den Pass zurück, diesmal zum Glück ohne Regen und Wolken/Nebel, sodass wir mehr von der schönen Landschaft sehen konnten.

In Amaicha hielten wir nochmal an, um noch etwas von den Feierlichkeiten mitzubekommen. Die Prozession hatten wir offensichtlich verpasst, aber es war noch viel los und es spielte eine Band, zu der viele Leute ausgelassen tanzten und sich mal wieder mit Schaum und Farben bewarfen, das kannten wir ja schon aus Cachi. Und natürtlich gab es überall Asado!

Ein Kommentar

  1. Ihr habt ganz liebe Schutzengelchen im Gepäck – welch ein Glück
    Dann weiterhin gute Fahrt !

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